Folgende Geschichte: ein lieber Freund ersucht mich, ihn bei der Auswahl von Weinen zu unterstützen.
Ich gelte in seinen Augen als Wein-Experte. Er plant für September 2018 ein Fest für 130
Gäste aus Österreich, USA, Südafrika, Frankreich, Schweiz. Allesamt verwöhnte Hedonisten, die
sich so manchen teuren Wein leisten. Der Caterer ist bereits ausgewählt und hat eine 40 Seiten Liste
mit österreichischen Weinen übermittelt. Ich soll Weine aussuchen, die Österreich als exzellentes
Weinbauland repräsentieren … und schmecken. Na klar, ein Grüner Veltliner muss her, aber welcher?
11 % oder 12,5 % oder doch 14 %? Wagram, Wachau, Wien, Weinviertel oder …? Die Südafrikaner
und Amerikaner kennen und schätzen die „leichten“ Weine nicht. Also vielleicht ein Roter
Veltliner, gehaltvoll mit Substanz? Sie sehen schon, bereits beim ersten Wein gibt es mehr Fragen
als Antworten. Und dann erst die Roten. Die Franzosen wollen ihren tanninhaltigen Weinstil, für sie
gibt es außerhalb Frankreichs ohnedies nur roten Wein und keinen Rotwein. Eine Cuvée aus dem
Mittelburgenland, mollig, samtig, leicht marmeladig vielleicht? Das ist alles, nur kein French Style.
Der Gastgeber hat es da relativ einfach, er hat ja einen Experten wählen lassen. Dieser Experte
huldigt ohnedies nur einer Weinweisheit: Der kredenzte Wein muss hier und jetzt schmecken, alles
andere ist egal. Wer will schon wissen, was 130 internationalen Gästen im September 2018 schmecken
wird.
(Quelle: BBJ-Newsletter 2018_1; Dr. Herbert Braunöck)
Und hier der erste brandneue Newsletter im neuen Jahr!
BBJ Wein-Newsletter 2018_01 18-01-10