Ich möchte den Wein der Zukunft kosten
Interview geführt von Andreas Hamedinger.
Michaela Riedmüller gehört zu den aufstrebenden Weinerzeugern Österreichs. Im Interview spricht sie über die Faszination Wein.
Sie sind Winzerin aus Leidenschaft, oder? Wie definiert sich diese Passion?
Die Leidenschaft definiert sich durch Handwerk, Generationsarbeit und meinen bisher gesammelten Erfahrungen. All dies prägt meine Weine, sowie die ständige Neugierde Neues dazuzulernen und zu entdecken.
Haben Sie eine Handschrift, die sich in den Weinen wiederfindet?
Ja, die Handschrift der Berge. Die beiden Lagen Spitzerberg und Braunsberg sind charakterstark und zeigen absolute Wiedererkennbarkeit im Glas. Mein Ziel ist es, herkunftsgeprägte und balancierte Weine in die Flasche zu bringen.
Aber eigentlich macht die Natur den Wein, oder?
Auch die Natur hat ihre Handschrift. Sie zeichnet sich beim Wein durch die unterschiedlichen Jahrgänge aus. Das Zusammenspiel der Naturgegebenheit und der Handschrift des Winzerin vollendet den Jahrgang.
Würden Sie sagen, dass Männer und Frauen einen unterschiedlichen Zugang zu Umgang mit Wein haben? Etwa bei der Produktion oder bei einer Verkostung?
Ich glaube hier geht es weniger um die Geschlechterfrage, als mehr um den Wesenszug eines jeden Einzelnen. In der Produktion könnte man gegeben falls sagen, dass Männer mehr mit den Einfluß ihrer Kraft Arbeiten ausüben und Frauen zuvor alle Prozesse gut durchdenken, bevor sie starten.
Hainburg an der Donau. Ein Ort der vielen zwar ein Begriff ist, aber wissen die Menschen auch, dass man dort guten Wein machen kann?
Nach diesem Interview bestimmt wieder einige mehr J
Ihre Reben wachsen auf den Rieden des Spitzerbergs und des Braunsbergs. Wie unterscheiden sich beide? Was vereint sie?
Vereint werden sie durch den Gebirgszug der Karpaten, da sowohl Braunsberg als auch Spitzerberg zu den kleinen Karpaten gehören. Ebenso stehen beide Berge unter Naturschutz und sprechen somit für ihre einzigartiges Tier- und Pflanzenaufkommen.
Sie unterscheiden sich jedoch durch ihre Geologie! Der Spitzerberg ist vorrangig geprägt durch Dolomit und Kalkgestein, der Braunsberg durch Granit und Gneis. Die unmittelbare Nähe zur Donau verleiht den Weinen vom Braunsberg Tiefgang und Kühle. Die Weine vom Spitzerberg bringen bedingt, durch den trockenen Standort, in jungen Jahren tanninreiche und würzige Weine hervor, die aber nach einigen Jahren der Flaschenreife überraschend samtig werden.
Eine unglaublich spannende Reise, die beiden Berge im Glas zu erkosten und deren Unterschied zu entdecken.
Sie waren auch auf einem Weingut in Südafrika tätig. Welche Dinge sind dort mit denen Österreich vergleichbar, welche nicht?
Es zog mich in Summe drei Mal nach Südafrika, um Kultur und Weine kennenzulernen. Faszinierend und aufregend zugleich waren meine Reisen. Jedes der drei Weingüter war anders strukturiert. Im letzten Betrieb bei Waterkloof Wines, stand alles im Fokus der Biodynamie. Die Südafrikaner sind sehr innovativ und motiviert, genau wie wir Österreicher. Das Klima erleichtert den biologischen Anbau sehr, da es sehr trocken ist. Jedoch gibt es in Südafrika große Probleme mit der Wasserverfügbarkeit. Ich hoffe, dass wir in Europa nicht in einen Notstand der Wasserverfügbarkeit kommen, deswegen müssen wir damit achtsam umgehen.
Welchen Wein würden Sie gerne einmal verkosten? Und warum?
Den Wein der Zukunft! Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Stilistiken ändern werden und inwieweit der Klimawandel Einfluss darauf nimmt.
Welchen Wein würden Sie gerne einmal erzeugen?
Jenen den ich bereits mache. Mit den beiden Lagen Spitzerberg und Braunsberg habe ich alles was ich brauche.
Gibt es ein Ziel als Winzerin?
Mein Ziel ist es, sich stetig weiterzuentwickeln! Und dass irgendwann einer meiner Weine im besten Restaurant der Welt, das Noma in Kopenhagen, zu finden sein wird.
Infos unter:
Michaela Riedmüller Weine
Klosterplatz 4
2410 Hainburg an der Donau
0699 150 169 10
wein@michaelariedmueller.at
www.michaelariedmueller.at